🏙️ Die Eingemeindung Floridsdorfs nach Wien – Ein historischer Wendepunkt
Floridsdorf, heute der 21. Gemeindebezirk Wiens, war nicht immer Teil der Bundeshauptstadt. Seine Eingemeindung im Jahr 1904 war ein bedeutender Schritt in der städtebaulichen und politischen Entwicklung Wiens und markiert einen Meilenstein in der Geschichte des damaligen Vorortes.
📜 Historischer Hintergrund
Im 19. Jahrhundert erlebte Wien ein rasantes Wachstum. Die Industrialisierung, der Bau der Eisenbahn und die Donauregulierung (ab 1870) machten das Gebiet nördlich der Donau – also das heutige Floridsdorf – zunehmend attraktiv für Handel, Industrie und neue Siedlungen. Orte wie Jedlesee, Stammersdorf, Leopoldau, Strebersdorf oder Großjedlersdorf hatten sich zu eigenständigen Gemeinden entwickelt, die eng mit der Stadt Wien verflochten waren, aber politisch eigenständig blieben.
Floridsdorf selbst war damals eine aufstrebende Marktgemeinde, die sich zur bedeutendsten Stadt am linken Donauufer entwickelt hatte – mit gutem Anschluss an das Verkehrsnetz (Eisenbahn, Donaubrücken) und wachsender Bevölkerung.
🏛️ Der Zusammenschluss 1904
Am 1. Jänner 1904 wurde Floridsdorf gemeinsam mit mehreren umliegenden Gemeinden offiziell in die Stadt Wien eingemeindet. Damit wurde der 21. Bezirk geschaffen – damals als „Groß-Floridsdorf“ bekannt. Die Eingemeindung umfasste folgende Orte:
- Floridsdorf
- Jedlesee
- Leopoldau
- Großjedlersdorf
- Donaufeld
- Stammersdorf
- Strebersdorf
Diese politische Entscheidung wurde teils kontrovers diskutiert – einerseits sah man Vorteile in Infrastruktur, Verwaltung und öffentlichem Verkehr, andererseits befürchteten viele Bewohner:innen einen Verlust lokaler Identität und Autonomie.
🛤️ Folgen und Bedeutung
Die Eingemeindung hatte langfristig tiefgreifende Auswirkungen:
- Verkehr und Infrastruktur: Ausbau von Straßen, Wasserleitungen, öffentlichem Verkehr.
- Soziales & Bildung: Errichtung von Schulen, sozialen Einrichtungen und Wohnbauten.
- Stadtplanung: Integration in das Wiener Bau- und Flächenentwicklungskonzept.
- Politik & Verwaltung: Floridsdorf bekam ein Bezirksamt und war nun Teil des Wiener Gemeinderats.
Die Anbindung an Wien brachte auch wirtschaftliche Impulse – nicht zuletzt durch die Ansiedlung größerer Betriebe und Wohnprojekte wie später den Schlingerhof oder die Siemenswerke.
🏘️ Vom Randbezirk zur Stadt in der Stadt
Trotz der Eingemeindung behielt Floridsdorf über Jahrzehnte hinweg einen eigenen Charakter: dörfliche Strukturen, Weinbau, der Marchfeldcharme und eigene kulturelle Traditionen prägten das Selbstverständnis der „Floridsdorfer:innen“.
Bis heute zeugen Straßennamen, Grätzlbezeichnungen und Bauwerke vom einst eigenständigen Weg des Bezirks – und seiner engen, aber nicht völlig aufgegangenen Verbindung mit der Stadt Wien.